Arne Güllich
Prof. Dr.

Arne Güllich

Professor der Sportwissenschaft, TU Kaiserslautern
Ich freue mich schon unheimlich auf den Anpfiff VEREINT Kongress in der PreZero Arena. Es wird großartig sein, sich mit den Forschern und Praktikern auszutauschen über die neuesten Erkenntnisse und die Erfahrungen aus der Praxis. Ich bin sicher, dass von dem Kongress starke Impulse für die Talentförderung in den Vereinen ausgehen werden.

Kurzvita

  • 1984 bis 1990 Studium Sportwissenschaft (Diplom), Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Auszeichnung Preis des Kultusministers des Landes Rheinland-Pfalz für das beste Diplom, Begabtenstipendium Friedrich-Naumann-Stiftung
  • 1993 bis 1996 Promotion, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Philosophische Fakultät, Dissertation „Schnellkraftleistungen im unmittelbaren Anschluss an maximale und sub­maxi­male Krafteinsätze“; Auszeichnung Herrmann-Altrock-Preis des DSB für wissenschaftlichen Nachwuchs, Auszeichnung 1. Preis der Deut­schen Vereinigung für Sportwissenschaft für wissenschaftlichen Nachwuchs in der Sektion Trainingswissenschaft
  • 1991 bis 1993 Olympiastützpunkt Rhein­land-Pfalz/Saarland, Honorarmitarbeiter Leistungsdiagnostik
  • 1992 bis 1994 USC Mainz, LV Rheinhessen und LSB Rheinland-Pfalz, Verbandstrainer Leichtathletik (Honorartrainer)
  • 1993 bis 1996 Johann Wolfgang Goethe-Universität Frank­furt, Institut für Sport­wissen­schaften. Wissenschaftlicher Mitarbeiter Ab­teilung Leistungsdiagnostik
  • 1996 bis 2008 Deutscher Olympischer Sportbund (vormals Deutscher Sportbund), Geschäfts­bereich Leistungssport, Frankfurt
  • Ab 1996 Referent für Nachwuchsleistungssport
  • Ab 2003 Ressortleiter Nachwuchsleistungssport
  • Ab 2005 Ressortleiter Sportwissenschaft und Nachwuchsleistungssport
  • Ab 2007 Leiter der Stabstelle Grundsatzfragen und Wissensmanagement
  • Seit 2008 Technische Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Sportwissenschaft
  • Seit 2010 Direktor Institut für Angewandte Sportwissenschaft (IAS)
  • Seit 2011 Professur für Sportwissenschaft

https://www.sowi.uni-kl.de/fg-sport/team/professoren/guellich-arne/

Beitrag

10.10.2020, 11:30

Fördern statt Selektieren – Missverständnisse in der Talentförderung

Drei Erkenntnisse sind für die Talentförderung zentral. (1) Leistungen im Kindes- und Jugendalter haben geringe Vorhersagekraft für spätere Leistungen im erwachsenen Alter. Eine verlässliche Talenterkennung in jungem Alter ist nicht möglich. (2) Talentförderprogramme sind durch beträchtliche jährliche Auffrischungsraten unter den selektierten Mitgliedern gekennzeichnet. Die meisten früh Selektierten werden langfristig keine erfolgreichen Spitzensportler; die meisten erfolgreichen Spitzensportler waren nicht besonders früh in Talentförderprogrammen. Das bedeutet, die Population der erfolgreichen Spitzensportler entwickelt sich weniger aus einer frühen Selektion und langfristigen Förderung, sondern sie kristallisiert sich vielmehr im Zuge wiederholter Selektions- und Deselektionswellen im Laufe der Alterskategorien heraus. Die Populationen der früh Selektierten und der später Erfolgreichen sind also nicht identisch, sondern weitgehend verschiedene Populationen. (3) Eine frühe Spezialisierung – früher Einstieg, Konzentration auf eine Sportart, intensiviertes spezifisches Training – fördert frühe Erfolge und die Chance, früh in Talentförderprogramme zu gelangen. Die frühe Spezialisierung erhöht aber nicht die langfristigen Erfolgschancen im Spitzensport, und sie geht mit erhöhten Kosten und Risiken einher – Überlastungsschäden, Burnout, Dropout. Erwachsene Weltklassesportler haben nicht mehr trainiert als Sportler der nationalen Klasse, oft sogar eher weniger. Athleten der Weltklasse hatten aber im Kindes- und Jugendalter mehr Trainings- und Wettkampferfahrungen in verschiedenen Sportarten und traten in ihrer Hauptsportart oft erst verzögert leistungsmäßig in Erscheinung. Im Vortrag wird die Bedeutung für die Rolle der Vereine erörtert. Schlussfolgerungen werden herausgearbeitet für eine Talentförderung, die das Talent in den Mittelpunkt stellt und seine individuelle persönliche, gesundheitliche und sportliche Entwicklung im Zusammenhang fördert.

Sportförderung, Praxis 2, Samstag, 11:30 – 12:15 Uhr